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Ein Bildhauer erklärt die MusikKunstverein zeigt Ad van Buurens Klanginstallationen in der RotundeRüsselsheim - Den Versuch, die bildende Kunst mit der Musik zu vereinen, macht derzeit eine Klanginstallation des Holländers Ad van Buuren in der Rüsselsheimer Rathaus-Rotunde. Auf Einladung des Kunstvereins baute der in s'Hertogenbosch lebende Künstler seine drei Arbeiten 'Change machine', 'Falanx' und 'Soundman' in der Opelstadt auf und vernetzte sie derart, dasz sie nun eine Woche lang gemeinsam eine unberechenbare Musik erzeugen.Von Stephan A. Dudek Denn zu überschauen ist das Gestrüpp aus Drahten, Stekkern,Schaltern, Lämpchen und Glöckchen nicht. Die auf den ersten Blick wie Werke eines manischen Radiobastlers wirkenden Apparaturen erwachen zum leben, wenn sich ein Stecker in die Steckerdose senkt. Vom elektrischen Strom betrieben, entwickelt sich eine Eigendynamik, die dem Zufall Tür und Tor öffnet - und dem Menschen die Gelegenheit zur Meditation schenkt. 'Falanx' schickt das Klappern von Relais in die Stille des Raumes, die 'Change machine' greift mit sanften Glockentönen in die Situation ein, der 'Soundman' mischt bisweilen ein trötiges Plärren dazwischen. Die Frage lautet: Ist das schon Musik? Oder noch?Eine Antwort erfordert das genaue Nachdenken über den Charakter von 'musik'. Wer sie als strukturierten Klang versteht, findet sich alsbald in einer Sackgasse, denn von Strukturen kann bei dieser Abfolge von Tönen wahrlich keine Rede sein. Vielmehr spielen die drei Machinen munter drauflos, ohne Bewusztsein, nur der eigenen Impulsgebung überlassen. Also keinen Musik? |
Doch, denn im Konzert der Machinen spielt der Zühörer die bedeutenste Rolle. Geprägt durch vielfache musikalische Erfahrungen beginnt er, sich die Signale als Versatszstücke zu ordnen, hört slagzeugsoli oder Trompetenechos heraus. Wichtiger noch als solche akustischen Trugbilder ist freilich der innere Rhythmus, den die Töne in gang setzen. Mit der Zeit initiiert der hörbare Klang einen gefühlten Puls, eine individuelle Melodie. Der Mench verwandelt sich und damit die Situation. 'Change machine' - eine Machine zur Veränderung. Die Skulpturale Natur der Installation verbirgt sich freilich nicht nur in den raumfüllenden Klangwellen . Jeder Schaltvorgang wird durch das Aufleuchten oder Verlöschen eines Glühbirnchens sichtbar gemacht. Veränderungen im Klang sind demnach nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Daneben wohnt 'Falanx', 'Soundman' und 'Change machine' eine nostalgische Romantiek inne. Ihre Utopie ist eine rüchwärtsgerichte, denn sie setzen sich aus Einzelteilen zusammen, die im digitalen Zeitalter hoffnungslos veraltet erscheinen. Wer genau hinsieht, dem entpuppen sich die elektronischen Relais noch immer als mechanische Bauteile, die sich bewegen und ihre Funktionsweize nachvolziehen lassen. Sie verraten eine Sehnsucht nach dem Nachvollziehbarten, das unter dem Diktat der 'Black box' längst vom bloszen Glauben an ungreifbare Vorgänge abgelöst wurde. Ad van Buuren eröffnet die Möglichkeit zu einer philosofischen Betrachtung von Zeit und Raum. Seine Klanginstallationen entfalten mit viel Auwand die Projektionsflächen für eine Betrachtung ästhetischer Zusammenhänge, die weit über musikalische und bildhauerische Grundfragen hinausgehen. Indem er seinem Publikum die Bereitschaft zur versunkenen Beschaulichkeit abfordert, ermöglicht er ihm ein schärferes Verständnis seiner Umwelt. |
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